Ist die DIN 58124 Schulranzen Norm nur ein riesen Schwindel?
Inhaltsverzeichnis
Lassen Sie sich nicht täuschen!
Alle Eltern sind um die Sicherheit ihres Kindes besorgt. Wenn es zur Schule geht, dann benötigt es einen Schulranzen, welcher der DIN Norm 58124 entspricht und auch ein GS-Zeichen (geprüfte Sicherheit) besitzt. Nur Ranzen, die der Industrienorm DIN 58124 entsprechen, dürfen sich Schulranzen nennen, richtig? So denken zumindest die meisten Eltern. Oftmals scheitert die DIN Norm aber schon an dem Formfaktor, denn Schulrucksäcke beispielsweise können aufgrund ihrer nicht schulranzenartigen Bauweise gar keine DIN Norm erfüllen, selbst wenn es die Hersteller möchten. Deshalb sind Schulranzen mit DIN 58124 Norm nicht automatisch gut oder welche ohne diese Norm schlecht. Auch ist die DIN Norm kein Kriterium das Ihnen einen Freifahrtschein für ein gutes Gewissen gibt, auch wenn viele andere Seiten im Internet versuchen Sie damit zu täuschen.
Was genau besagt die DIN 58124 Norm bei Schulranzen?
Die DIN Norm 58124 besagt, dass ein Schulranzen verkehrssicher und gebrauchstauglich ist und bestimmte körperliche Eigenschaften besitzen muss.
Für die Verkehrssicherheit wurde festgelegt, dass der Schulranzen an der Außenseite aus mindestens 20 % fluoreszierendem Material in den Farben gelb oder orange bestehen muss. Ebenfalls erforderlich sind retroreflektierende Materialien (oft silberfarbig) an mindestens 10 % der Seiten- und Vorderflächen.
Des Weiteren muss der Schulranzen wasserdicht und stabil, der Tragegurt verstellbar, s-förmig und mindestens 4 cm breit sein. Das Gewicht des Schulranzens sollte, um Rückenschmerzen sowie Haltungsschäden zu verhindern, so gering wie möglich sein.
Der Schulranzen darf keine scharfen Kanten aufweisen und muss atmungsaktive Schulterpolster sowie eine ergonomische Form der Rückenpolster aufweisen. Auch ein zusätzlicher Tragegriff, um ein Anheben des Schulranzens zu ermöglichen, darf nicht fehlen.
Sinn und Unsinn der DIN 58124 Norm
Weshalb ergeben die Kriterien der DIN 58124 Schulranzen Norm durchaus Sinn?
Die Gesundheit und die Sicherheit Ihres Kindes sollte beim Schulranzenkauf für Sie als Eltern an erster Stelle stehen. Es ist vor allem darauf zu achten, dass der Schulranzen an die Größe Ihres Kindes angepasst werden kann und bequem und gut sitzt. Vorteilhaft ist, wenn der Schulranzen ein geringes Eigengewicht hat. So braucht Ihr Kind nicht täglich zusätzliches unnötiges Gewicht zu tragen. Die ergonomische S-Form sorgt dafür, dass sich der Schulranzen an die Wirbelsäule Ihres Kindes anpasst und dadurch ein angenehmes Tragen des Schulranzens möglich ist. Die Mindestbreite des Tragegurts von 4 cm verhindert das Einschneiden des Schulranzens an den Schultern. Zumindest in der Theorie hört sich das alles doch super an.
Weshalb sollte die DIN 58124 Norm nicht das ausschlaggebende Argument beim Schulranzenkauf sein?
Gesunder Menschenverstand lässt sich nicht durch eine Industrienorm ersetzen. So gab es schon Testurteile von Stiftung Warentest in denen Schulranzen reihenweise mit mangelhaft bewertet wurden weil sie keine Signalfarbflächen besaßen, während dieselben Ranzen bei Ökotest Testsieger wurden, weil sie im Gegenteil zu den gleichen Modellen mit Reflektoren schadstofffrei waren. Wieso sollte also das gleiche Modell nur aufgrund dieser Tatsache schlecht sein? Darüber hinaus sind Standards zur Ergonomie natürlich löblich, aber Kinderrücken eben genauso unterschiedlich wie die angebotenen Schulranzen. Soetwas ist nicht wirklich in einer Norm abbildbar. Vertrauen Sie deshalb auf keinen Fall blind auf Anbieter die Sie mit Stiftung Warentest Ergebnissen oder dieser Norm täuschen und zum Kauf überreden möchten.
Welche Sicherheit bietet die DIN 58124 Schulranzen Norm für Ihre Kinder?
Für Kinder, die mit dem Bus fahren oder zu Fuß zur Schule gehen, bieten die vorgeschriebenen Flächen aus fluoreszierendem und retroreflektierenden Materialien ein gutes Maß an Sicherheit, auf das Eltern nicht verzichten sollten. Durch diese reflektierenden Materialien werden Kinder von anderen Verkehrsteilnehmern wie Autofahrer oder Radfahrer schon von weitem gesehen, so dass die Gefahr eines Übersehens des Kindes deutlich reduziert wird.
Reflektoren sind einfach nachrüstbar!
Allerdings lassen sich Schulranzen oder Schulrucksäcke, die über wenig bis gar keine retroreflektierenden Flächen verfügen auch sehr leicht und kostengünstig mit den besagten Reflektoren nachrüsten, während diese über die eigentliche Eignung des Schulranzens überhaupt nichts aussagen. Achten Sie deshalb zuerst auf andere Eigenschaften wie Gewicht, Funktionalität, Ergonomie (der Ranzen muss Ihrem Kind passen und angenehm sitzen und sonst Niemandem) und rüsten Sie den Rucksack oder Schulranzen gegebenenfalls mit Reflektoren nach.
Schulrucksäcke können der DIN Norm nicht entsprechen
Auf dem Markt gibt es auch Schulrucksäcke, die nicht der DIN Norm 58124 entsprechen, ihr sogar aufgrund ihrer Bauweise von Haus aus nicht entsprechen können, aber trotzdem, je nach Beschaffenheit, gut als Schulrucksack geeignet sind. Sie sind oft sehr viel leichter als Schulranzen und besitzen bis auf die reflektierenden Flächen alle Eigenschaften, die auch Schulranzen mit sich bringen. Vorteilhaft sind hier z. B. die Elastizität des Gewebes sowie die oft hohe Anzahl verschiedener Fächer, die ein einfaches Aufteilen der Hefte, Bücher, dem Handy und dem Mäppchen ermöglichen.
Welche alternativen Siegel und Testinstitute gibt es?
Bei der Suche nach einem geeigneten Schulranzen bietet es sich an, verschiedene Testinstitute im Internet herauszusuchen. Ob bei der Stiftung Warentest, dem TÜV, dem Verbrauchermagazin Öko-Test oder dem Verein Aktion Gesunder Rücken (AGR), es lohnt sich, Testberichte zu lesen und selbst zu vergleichen um sich einen Überblick über die zahlreichen auf dem Markt befindlichen Schulranzen zu verschaffen.
Fazit zur DIN 58124 Norm
Im Kern ist die Norm durchaus eine gute Sache und soll Ihrem Kind zugute kommen. Wie damit allerdings umgegangen wird und Sie als Verbraucher teilweise hinter das Licht geführt werden ist nicht in Ordnung. Es ist natürlich immer leichter auf eine Norm oder ein Siegel zu vertrauen. Sie sollten allerdings niemals Schulranzen kaufen nur weil diese einer bestimmten Norm entsprechen sondern selbst wissen was für Ihr Kind am besten ist. Eine Norm ist kein Gesetz.